Für Zehn-Minuten-Takt bei S-Bahn
sind Investitionen nötig

Viele Pendler wünschen sich einen Zehn-Minuten-Takt bei der S-Bahn-Linie 1 von und nach Oranienburg. Doch ohne Investitionen entlang der Strecke wird das nicht funktionieren.

Oberhavel. Alle 20 Minuten fährt die S-Bahn von Oranienburg in Richtung Berlin. Das ist zu wenig, finden viele Pendler. Im Juni ist eine Petition an den Landtag übergeben worden.
Rund 6500 Menschen haben per Unterschrift für einen dichteren Takt der S-Bahn plädiert – im Idealfall alle zehn Minuten sollen die Bahnen nach Oranienburg und zurück fahren. Der Petitionsausschuss des Landtages wird sich damit beschäftigen müssen.

Doch was bedeutet das eigentlich, wenn die S-Bahn alle zehn Minuten fährt?
Das Problem: Mit den momentanen baulichen Gegebenheiten ist der Zehn-Minuten-Takt gar nicht möglich.

Hinter Oranienburg fehlt ein Gleis

So gibt es zwischen Oranienburg und Lehnitz streckenweise nur ein Gleis für die S-Bahn. Probleme gäbe es auch am Bahnhof in Borgsdorf. Mit einem Zehn-Minuten-Takt der S-Bahn in beiden Richtungen würde sich die Schranke in der Bahnhofstraße vermutlich so gut wie gar nicht mehr öffnen – immerhin müssen dort auch der Regional- und Fernverkehr sowie die Güterzüge durch.

Auf dem Bahnhof in Birkenwerder würde ein Bahnsteig nicht mehr ausreichen. Denn für die Regionalbahn RB 20, die auch den S-Bahnsteig mit nutzt, wäre dann kein Platz mehr. Der Zeittakt wäre zu eng, als dass dort noch der Regionalverkehr bedient werden könnte.

Engstelle auf dem Weg nach Frohnau

Die nächste Engstelle wäre der komplette Bereich zwischen Hohen Neuendorf und Berlin-Frohnau. Durch den Wald, an der Invalidensiedlung vorbei und das Frohnauer Gartengebiet führt nur ein Gleis für beide Richtungen. Ob die dortigen Anwohner über den Ausbau begeistert werden, ist mehr als fraglich.

Die Oranienburger CDU-Chefin Nicole Walter-Mundt hat sich für die Petition für den Zehn-Minuten-Takt mitengagiert. „Mario Schulz hat vor einem halben Jahr eine Online-Petition ins Leben gerufen die ich als Mitpetentin aktiv unterstütze“, sagt sie. „Wir müssen schon heute die Weichen für den Nahverkehr der Zukunft stellen.“ Betrachte man allein die Bevölkerungsprognosen sowie die Entwicklung der Pendlerzahlen für Oranienburg und die
S-Bahngemeinden Birkenwerder und Hohen Neuendorf, dann wäre die Region schon jetzt am Limit .

„Derzeit fehlt den politischen Entscheidungsträgern auf Landesebene vor allem der Mut, die notwendigen Dinge im Mobilitätssektor anzupacken.“ Nicole Walter-Mundt befürchtet, dass der Nahverkehr konsequent an die Wand gefahren werde. „Für ein attraktives und zukunftsfestes Angebot in der Region müssen wir das Geld dann auch mal zielgerichtet in die Hand nehmen. Vor allem der Wirtschaftsstandort Oberhavel würde davon profitieren.“ Die Maßnahmen für die Umsetzung des Zehn-Minuten-Taktes müssten Schritt für Schritt erfolgen.

Landesregierung grundsätzlich für Ausbau

Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Björn Lüttmann unterstützt die Forderung, „zumindest in den Stoßzeiten“. Die Landesregierung habe sich grundsätzlich dazu bekannt, den Zehn-Minuten-Takt auf den so genannten „Außenästen“ anzustreben. Einen genauen Zeitplan gebe es aber noch nicht. „Ich bin aber sehr optimistisch, dass die Zählungen und die wachsende Dynamik unserer Region die Notwendigkeit von Taktverbesserungen deutlich machen wird.“

Wegen der verschiedenen nötigen Baumaßnahmen „sollte man auch ehrlich sagen, dass der Zehn-Minuten-Takt kein kurzfristig zu erreichendes Ziel ist“, so Björn Lüttmann.
„Als Abgeordneter für unsere Region setze ich mich aber für dieses ein, wohlwissend, dass wir auch im starken Konkurrenzkampf mit anderen Orten und Regionen stehen.“






 

Für mehr Takt im Netz

Die Berliner S-Bahn ist von zentraler Bedeutung für den öffentlichen Nahverkehr in der Hauptstadt und dem unmittelbaren Brandenburger Umland. Wir möchten immer mehr Fahrgästen auch zukünftig ein stabiles und leistungsfähiges Angebot bieten. Daher bauen wir das System mit einem Paket von rund 35 Einzelmaßnahmen aus und machen es fit für die Zukunft. Dazu schaffen wir die Voraussetzungen für die Einführung von 10-Minuten-Takten, wie etwa auf den Strecken nach Oranienburg, Bernau und Strausberg, aber auch die Erweiterung des S-Bahnnetzes durch Streckenneubauten bzw. -reaktivierungen und die Errichtung neuer Stationen.

Ausgangslage

Die S-Bahn leistet einen wichtigen Beitrag für eine klimafreundliche Mobilität in der Stadt und auf den Siedlungsachsen im nahegelegenen Umland. Sie ist komplett elektrifiziert und fährt schon bald vollständig mit Ökostrom. Die Fahrgäste profitieren von einem gut ausgebauten Netz und kurzen Fahrzeiten durch die großflächige Stadt. Die S-Bahn schafft stabile Ost-West Verbindungen und verbindet den Innenstadtbereich mit den Umlandgemeinden.

Die Berliner S-Bahn bringt bereits heute täglich etwa 1,5 Millionen Menschen von A nach B. Seit Jahren entscheiden sich immer mehr Menschen für die S-Bahn. So stiegen die Fahrgastzahlen von 2012 bis 2018 um 21 Prozent. Der aktuelle Berliner Nahverkehrsplan rechnet bis 2030 mit einer weiteren Nachfragesteigerung von bis zu 42 Prozent für die öffentlichen Verkehrsangebote.

Zielstellung

Das i2030-Maßnahmenpaket ermöglicht folgende Ziele:
 

  • Mehr Züge: Angebotsausweitung und mehr Kapazität
  • Ausweitung des 10-Minuten-Taktes auf Außenästen des Netzes
  • Verbesserung der Pünktlichkeit und der Zuverlässigkeit
  • Erweiterung des Netzes durch Strecken- und Stationenneubauten bzw. -reaktivierungen
  • Veränderung des Modal Split zu Gunsten des ÖPNV und damit Senkung des CO2-Ausstoßes
     

Projektumfang

35 Maßnahmenpakete wurden identifiziert:

  • Steigerung der Pünktlichkeit (20 Maßnahmen)
  • Kapazitätssteigerung (11 Maßnahmen)
  • Erhöhung der Abstellkapazität (4 Maßnahmen)

     

Welche Maßnahmen umfasst das Paket?

Aktuell sind rund 35 einzelne infrastrukturelle Maßnahmen zwischen den i2030-Partnern verabredet, die zur Bestellung zusätzlicher Verkehrsleistungen, zur Verbesserung der Betriebsqualität und für die geplanten Streckenerweiterungen im Berliner S-Bahnnetz erforderlich sind. Darunter befinden sich:
 

Schaffung zusätzlicher Abstellkapazitäten

Im Zuge der S-Bahnausschreibung wird die Zugflotte in den kommenden Jahren mit mindestens 1.308 neuen S-Bahn-Wagen ausgebaut. Für die Reinigung, Wartung und Reparatur der zusätzlichen Wagen werden mehr Kapazitäten für Abstellanlagen und Werkstätten benötigt. Die zusätzliche Infrastruktur wird innerhalb von i2030 geplant und umgesetzt.
 

Verlängerung der S75 von Wartenberg zum Karower Kreuz
(nördlicher Abschnitt der Nahverkehrstangente)

Mit der Verlängerung der heutigen S75 über Wartenberg hinaus zum neuen Turmbahnhof Karower Kreuz (Umsteigebahnhof) und der Durchbindung in Richtung Hohen Neuendorf wird eine neue Verbindung im Nordosten Berlins geschaffen. Mit diesem Neubau und den neuen Stationen (Karower Kreuz, Sellheimbrücke, Malchow Nord und Bucher Straße) werden zahlreiche neue Siedlungsgebiete im Nordosten Berlins erschlossen. 
 

10 Minuten-Takt auf den Außenästen:

Die Nahverkehrspläne der Länder Berlin und Brandenburg sehen vor, die Voraussetzungen für 10-Minuten-Takte auf bestehenden Außenästen der S-Bahn zu schaffen. Pendler*innen erhalten so weiter attraktive Verbindungen, damit zukünftig noch mehr Menschen die umweltfreundliche Schiene für ihre tägliche Mobilität nutzen. Dazu gehören:
 

  • Hoppegarten – Strausberg
  • Buch – Bernau
  • Frohnau – Oranienburg
  • Zeuthen – Königs Wusterhausen (einschließlich Bahnhofsumbau Königs Wusterhausen)
  • Weitere 10-Minuten-Takte werden innerhalb von Streckenverlängerungen der S-Bahn in den anderen i2030-Korridoren angestrebt.
     

Zusätzliche Signale für Taktverdichtungen

Moderne Leit- und Sicherungstechnik auf den Strecken schafft die Voraussetzung für mehr Züge pro Stunde. Sie wird innerhalb von i2030 vor allem auf dem Südring, dem Ostring und in den Abschnitten Ostbahnhof – Ostkreuz sowie Altglienicke – Schönefeld errichtet und dient den im Nahverkehrsplan Berlin vorgesehenen Angebotsverdichtungen.
 

Zusätzliche Gleisverbindungen

Damit die S-Bahn noch flexibler auf Störungen oder Bauarbeiten reagieren kann, werden zusätzliche Weichen an mehreren Stellen im Netz ergänzt. Unter anderem im Bereich der Stationen:

  • Hauptbahnhof
  • Ostkreuz
  • Treptower Park
     

Stationen:
Rund um die S-Bahnstationen werden infrastrukturelle Anpassungen untersucht, die Angebotsverbesserungen bewirken und das Netz flexibler gestalten.


1. Errichtung neuer Stationen
Die Bevölkerung Berlins und des direkten Umfelds wächst in den kommenden Jahren weiter*. Für die Menschen in den wachsenden Siedlungsgebieten sollen zusätzliche S-Bahnstationen geschaffen werden. Dazu gehören:

  • Charlottenburger Chaussee
  • Malchow Nord
  • Sellheimbrücke
  • Karower Kreuz
  • Bucher Straße
  • Weitere neue Stationen werden in den anderen i2030-Korridoren betrachtet.

 

2. Betriebsstabilisierung Ringbahn
Für mehr Betriebsstabilität soll eine Anzahl von Bahnhöfen eine dritte Bahnsteigkante erhalten. Dadurch können unter anderem ganztägig im Kreis verkehrende Ringbahnzüge bei Bedarf einfacher ausgetauscht werden. Dazu gehören:

  • Halensee
  • Messe Nord/ICC
  • Jungfernheide
  • Westhafen

 

3. Infrastruktur für Express-S-Bahnen
Die geplanten Untersuchungen geben Aufschluss darüber, auf welchen Strecken im eng aufeinander abgestimmten Bahnnetz perspektivisch sogenannte Express-S-Bahnen zum Einsatz kommen können und welche infrastrukturellen Voraussetzungen dafür zu schaffen sind. Dafür wird unter anderem untersucht, wie Fahrten mit weniger Haltepunkten und höheren Geschwindigkeiten umgesetzt werden können.


4. Untersuchung für ein Havariekonzept
Derzeit werden bei Bau- und Störungsfällen die Takte ausgedünnt oder Schienenersatzverkehre eingerichtet. Für das Havariekonzept wird untersucht, welche zusätzlichen Gleisverbindungen nötig sind, um einen 10-Minuten-Takt bei eingleisiger Betriebsführung aufrecht zu erhalten.


Gesamtbetrachtung Energieversorgung S-Bahnnetz
Eine stabile Energieversorgung ist die Grundvoraussetzung, um zukünftig noch mehr S-Bahnzüge einsetzen zu können. Dafür wird im Rahmen einer Studie ermittelt, welche energieseitigen Maßnahmen im Bestandsnetz und an den auszubauenden und neu zu errichtenden Strecken erforderlich sind.


Auch in anderen i2030-Teilprojekten wird der Ausbau des S-Bahnnetzes mit neuen Halten mitgeplant und untersucht.


















 

© Thomas Gustke
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